Mehr als die Hälfte der Inhaftierten im Saarland konsumiert Drogen

Viele der Häftlinge in den Justizvollzugsanstalten im Saarland verbüßen ihre Haftstrafe aufgrund von Drogendelikten. Ein noch größerer Teil konsumiert Betäubungsmittel. Suchthilfe ist allerdings nur eingeschränkt möglich.
Eine Mitarbeiterin der JVA "Lerchesflur" in Saarbrücken soll eine "besondere Beziehung" zu einem Häftling aufgebaut haben. Foto: BeckerBredel
Eine Mitarbeiterin der JVA "Lerchesflur" in Saarbrücken soll eine "besondere Beziehung" zu einem Häftling aufgebaut haben. Foto: BeckerBredel
Eine Mitarbeiterin der JVA "Lerchesflur" in Saarbrücken soll eine "besondere Beziehung" zu einem Häftling aufgebaut haben. Foto: BeckerBredel
Eine Mitarbeiterin der JVA "Lerchesflur" in Saarbrücken soll eine "besondere Beziehung" zu einem Häftling aufgebaut haben. Foto: BeckerBredel

Im Saarland waren Ende 2019 insgesamt 783 Menschen in den Justizvollzugsanstalten untergebracht. Von den 588 Gefangenen in Saarbrücken und den 195 in Ottweiler saßen 147  wegen Drogendelikten im Gefängnis oder verbüßen im Anschluss an eine andere Strafe eine Haft wegen einer Tat nach dem Betäubungsmittelgesetz (122 in Saarbrücken und 25 in Ottweiler). Drogendelikte machen somit rund ein Fünftel der Gefängnisinsassen im Saarland aus. Das geht aus einer Antwort der Saar-Regierung auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Dennis Lander hervor, die am Donnerstag (16. April 2020) veröffentlicht wurde.

Mehr als die Hälfte der Inhaftierten konsumiert Drogen

Gravierender sind die Zahlen, wenn man die Konsumenten betrachtet. Ende März 2019 galten von 769 Gefangenen 391 als „drogenkonsumierend“ – mehr als die Hälfte der Insassen. Dazu zählen nicht nur die Häftlinge, bei denen eine Abhängigkeit besteht, sondern auch diejenigen, bei denen von Substanzmissbrauch ausgegangen werden kann. 

Am häufigsten werden Opiate gefunden

In den Justizvollzugsanstalten werden bei den Inhaftierten immer wieder auch Drogen gefunden. Am häufigsten entdeckte man in den vergangenen Jahren Subutex, ein Opiat, das oft als Substitution für Heroin verwendet wird. Im Jahr 2019 wurde die Droge zwölf Mal in verschiedenen Formen wie Pulver und Tabletten gefunden. Cannbisprodukte stehen an zweiter Stelle. Hier wurden die Justizvollzugsbeamten 2019 zehnmal fündig. Heroin und Amphetamine wurden nur einmal gefunden. Funde von Kokain und neuen psychoaktive Substanzen wie Spice gab es 2019 keine. 

Nur wenige süchtige Inhaftierte sind in medizinischer Behandlung

Nur ein kleiner Teil der Konsumenten, die im Saarland in Haft sitzen, ist wegen Suchtproblemen in medizinischer Behandlung. Von 409 konsumierenden  Inhaftierten im Jahr 2018 waren elf in Substitution, erhielten also statt harter Drogen wie Heroin ein Ersatzprodukt wie Methadon, um Entzugssymptome zu mindern und sich allmählich zu „entwöhnen“. 105 weitere Häftlinge waren in medizinisch begleiteter Entgiftung.

Sozialarbeiter helfen bei der Suchtberatung

Psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung könne laut Regierung in den JVAs nicht angeboten werden. Allerdings gibt es eine Drogenberatung durch Sozialpädagogen und Sozialarbeiter von externen, freien Trägern wie der Drogenhilfe Saarbrücken und dem Caritasverband. Diese sollen die Abhängigen haftbegleitend betreuen und helfen, Rückfälle zu verhindern. Falls möglich können sie die Inhaftierten zudem an stationäre, externe Behandlungsangebote vermitteln. 

Kein Psychologe gefunden: Abstinenzgruppe wurde eingestellt 

Bis 2018 wurde in Saarbrücken außerdem die sogenannte Abstinenzgruppe mit zehn Plätzen angeboten. Die Teilnehmer waren während der Behandlungsdauer gesondert untergebracht, sie nahmen an suchttherapeuthischen Gruppensitzungen teil und führten Einzelgespräche mit einem Psychologen. Das Projekt musste im Sommer 2018 allerdings eingestellt werden: Nachdem der externe Psychotherapeut seine Tätigkeit aufgegeben hatte, ließ sich keine Fachkraft mehr für die Stelle finden.

Verwendete Quellen:
– Antwort des Landtages des Saarlandes auf Anfrage der DIE LINKE