Kurz vor Antrag für Corona-Impfstoff: Mainzer Unternehmen Biontech legt Zahlen vor

Große Hoffnungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat Biontech mit vielversprechenden Nachrichten zu seinem Impfstoff geschürt. Am heutigen Dienstagnachmittag (10. November 2020) will das Mainzer Pharma-Unternehmen nach eigenen Angaben "Informationen zum operativen Fortschritt" geben.
Biontech hatte den Impfstoff BNT162b2 im Projekt "Lightspeed" (Lichtgeschwindigkeit) seit Mitte Januar entwickelt. Fotos: (Hintergrund) dpa-Bildfunk/Andreas Arnold | (Spritze) dpa-Bildfunk/Friso Gentsch
Biontech hatte den Impfstoff BNT162b2 im Projekt "Lightspeed" (Lichtgeschwindigkeit) seit Mitte Januar entwickelt. Fotos: (Hintergrund) dpa-Bildfunk/Andreas Arnold | (Spritze) dpa-Bildfunk/Friso Gentsch
Biontech hatte den Impfstoff BNT162b2 im Projekt "Lightspeed" (Lichtgeschwindigkeit) seit Mitte Januar entwickelt. Fotos: (Hintergrund) dpa-Bildfunk/Andreas Arnold | (Spritze) dpa-Bildfunk/Friso Gentsch
Biontech hatte den Impfstoff BNT162b2 im Projekt "Lightspeed" (Lichtgeschwindigkeit) seit Mitte Januar entwickelt. Fotos: (Hintergrund) dpa-Bildfunk/Andreas Arnold | (Spritze) dpa-Bildfunk/Friso Gentsch

90-prozentiger Schutz laut Hersteller

Biontech und der US-Pharmakonzern Pfizer hatten am Montag als erste westliche Hersteller vielversprechende Ergebnisse einer für die Zulassung entscheidenden Impfstoff-Studie veröffentlicht. Demnach biete ihr Impfstoff einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19, erklärten die beiden Unternehmen „dpa“ zufolge. Schwere Nebenwirkungen seien nicht festgestellt worden.

Antrag für Zulassung kommende Woche?

Beide Unternehmen wollen nach eigenen Angaben voraussichtlich schon ab der kommenden Woche die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen. Ein effektiver Corona-Impfstoff in Europa und den USA rücke somit in greifbare Nähe. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gehe von einer parallelen Beantragung der Zulassung bei FDA und der europäischen Arzneimittelbehörde EMA aus.

Für Corona-Impfstoffe gilt wegen der besonderen Dringlichkeit ein beschleunigter Zulassungsprozess, so „dpa“. Bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA könnten Arzneihersteller schon vor dem kompletten Zulassungsantrag einzelne Teile zu Qualität, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit eines Präparats einreichen.

Vertrag über Corona-Impfstoff fertig

Die EU-Kommission hat bereits einen Vertrag zur Lieferung des vielversprechenden Impfstoffs der Pharmafirmen Biontech und Pfizer fertig ausgehandelt. Das war am frühen Dienstagnachmittag (10. November 2020) bekannt geworden.

Biontech und Pfizer legen Zahlen vor

Biontech hatte den Impfstoff BNT162b2 im Projekt „Lightspeed“ (Lichtgeschwindigkeit) seit Mitte Januar entwickelt. Die für eine Zulassung entscheidende Phase-3-Studie begann ab Ende Juli in verschiedenen Ländern. Bis Montag haben mehr als 43.500 Menschen mindestens eine der beiden Impfungen bekommen, die im Abstand von drei Wochen verabreicht werden. Ein Impfschutz wird nach Angaben der Hersteller eine Woche nach der zweiten Injektion erreicht.

Biontech und Pfizer rechnen damit, noch in diesem Jahr weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoff-Dosen bereitzustellen, im kommenden Jahr kalkulieren sie mit bis zu 1,3 Milliarden Dosen. Die EU-Kommission verhandelt bereits seit einiger Zeit mit Biontech und Pfizer über einen Rahmenvertrag zur Lieferung des Impfstoffs an alle EU-Staaten.

Funktionsweise des Präparats

Das Biontech-Präparat BNT162b2 ist ein sogenannter RNA-Impfstoff, der auf einem bislang völlig neuen Mechanismus basiert. Er enthält genetische Informationen des Erregers, aus denen der Körper ein Viruseiweiß herstellt – in diesem Fall das Oberflächenprotein, mit dessen Hilfe das Virus in Zellen eindringt. Ziel der Impfung ist es, den Körper zur Bildung von Antikörpern gegen dieses Protein anzuregen, um die Viren abzufangen, bevor sie in die Zellen eindringen und sich vermehren.

Offene Fragen

Stephan Becker, Leiter des Instituts für Virologie an der Universität Marburg, bezeichnete im Gespräch mit „dpa“ die bisherigen Ergebnisse beider Unternehmen als „sehr erfreulich“. Es seien aber noch eine ganze Reihe wichtiger Fragen offen.

Leif-Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung an der Berliner Charité, betonte, auch zu möglichen Nebenwirkungen lasse sich noch nicht allzu viel sagen. Zwar hätten sich nach Angaben der Unternehmen keine sicherheitsrelevanten Nebenwirkungen gezeigt. Sander verweist aber darauf, „dass der Beobachtungszeitraum für relevante Impfnebenwirkungen noch zu kurz ist“.

Unklar sei ebenso, ob der Impfstoff in verschiedenen Gruppen – insbesondere Risikogruppen wie älteren Menschen – gleichermaßen effizient wirkt. Ebenso fehlten Angaben dazu, wie sehr die Impfung vor schweren Verläufen von Covid-19 schütze. „Zudem muss sich zeigen, wie lange der Impfschutz anhält.“

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– eigener Bericht